Corona, Krise, Kinderarmut

Wie aus einer neuen Analyse der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht, bleibt Kinderarmut ein großes Problem in Hessen. Die Corona-Krise droht diese nun zu verschärfen. In Frankfurt leben derzeit 17,7 Prozent der Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Familien im SGBII-Bezug. Dazu Ayse Dalhoff, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„In Frankfurt ist etwa jedes sechste Kind von Armut betroffen. Es sind zwar über 3 Prozent weniger als noch 2014, aber jedes Kind, das in Armut leben muss, ist ein Kind zu viel. Denn Armut hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Gerade in der Zeit von Home Schooling werden Bildungs- und damit Zukunftschancen geschmälert, wenn nicht das technische Geräte oder einfach nur ein ruhiger Raum zum Lernen zur Verfügung steht. Von Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit kann so nicht die Rede sein. Hessenweit sind Kinder und Jugendliche aus armen Familien vor allem in Bezug auf Mobilität, Freizeit und soziale Teilhabe unterversorgt. Das muss in Frankfurt nicht sein.“

Die Corona-Krise trifft Eltern und Alleinerziehende mit Minijob oder in Teilzeit besonders hart, da sie als erste ihren Job verlieren oder das Kurzarbeitergeld einfach nicht reicht. Das betrifft dann auch die Kinder und Jugendlichen.

„Die Schere zwischen arm und reich wird durch die Krise weiter auseinandergehen. Gerade an den Kindern und Jugendlichen können wir sehen, dass Armut aber ein strukturelles Problem ist. Deshalb ist es notwendig, dass die Expertise aus den Fokusgruppen des Fachforums vom Jugendhilfeausschuss zum Programm ‚Zukunft für Frankfurter Kinder sichern‘ endlich umgesetzt wird. Seit 2010 beschäftigen wir uns nun damit. Aber seit Ausbruch der Pandemie scheinen die vom Fachforum vor genau einem Jahr als besonders dringlich eingestuften Maßnahmen hinten herunter zu fallen“, so Dalhoff. „Noch haben wir die Möglichkeit präventiv gegen die Auswirkungen zu handeln. Der Kampf gegen Kinderarmut muss eine höhere Priorität bekommen und sich an klaren Zielen messen lassen. Eine rasche Weiterbearbeitung und Umsetzung des Programms ‚Zukunft für Frankfurter Kinder sichern‘ vom Jugendhilfeausschuss bietet sich dazu an.“

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Frank und frei? Stadt und Polizei instrumentalisieren die Vorfälle am Opernplatz

Zu den Ergebnissen der Sicherheitskonferenz nach den Vorfällen am Opernplatz vom vergangenen Wochenende erklärt Martin Kliehm, sicherheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: im Römer:

„Markus Frank nutzt die Randale am Opernplatz, um im Sommerloch Wahlkampf zu betreiben: Eine Spaltung in „wir“ und „ihr“, „unsere“ Polizei gegen die „Gäste mit Migrationshintergrund“. Bis zum Erstel­len von Stammbäumen ist es dann nicht mehr weit. Frank verwendet „Migrationshintergrund“ als stigmatisierende Zuschreibung in einer Stadt, bei der doch Diversität und Mehrsprachigkeit für den Großteil der Bevölkerung Realität ist.“

„Natürlich bleibt der Ruf nach Abschiebungen und dem diskriminieren­den Ausländerrecht nicht weit. Für ihn ist es einfacher, Minderhei­ten als Müllsünder zu infantilisieren und danach pauschal zu krimi­nalisieren als sich einzugestehen, dass sein Ordnungsamt wochenlang nichts gegen die wilden Corona-Partys und die Verstöße gegen Masken­pflicht und Abstandsgebot getan hat, solange dort nur Hipster unterwegs waren“, so Kliehm weiter.

Der eingeschlagene Law & Order-Kurs der Stadtregierung sei ein Fehler. Kliehm: „Der Ruf des Ordnungsdezernenten nach einer nächt­lichen Sperrung des Opernplatzes an den Wochenenden schießt weit über das Ziel hinaus und verlagert nur das Problem. Die Umsetzung wäre ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Freiheitsrechte. Franks Appell an die Justiz, sich dem nicht entgegenzustellen, ist undemokratisch und für einen Dezernenten der Stadt Frankfurt unwürdig.“

Die Art und Weise, wie die Stadt und die Polizei auf die Randale vom Wochenende reagiert hat, sei von Abwertungen und Scharfmacherei gekennzeichnet. „In der Sichtweise von Stadtrat Frank benehme sich das bürgerliche Klientel am Opernplatz tadellos und trenne schön den Müll. Nach Mitternacht aber ziehe ein Problemklientel auf, das die Stadt in Angst und Schrecken versetzen wolle“, so Kliehm. Mit der Realität des Geschehens am Wochenende habe das nichts zu tun. Kliehm weiter: „Die Stadt und die Polizei reden die Situation gefährlicher und gewalttätiger als sie wirklich war und instrumentalisieren so die Vorkommnisse am Opernplatz, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.“

Fakt sei, dass die Justiz alle 39 am Wochenende Festgenommenen wieder auf freien Fuß gesetzt habe, weil keine ausreichenden Verdachtsmomente vorlägen. „Der Polizeipräsident aber versucht die Vorfälle in die Nähe von Stuttgart zu rücken und ist sich auch nicht zu schade, dort zu Recht kritisierte Ermittlungsansätze zu verfolgen. Vermeintlich pflichtbewusst rückt er den Begriff des Migrationshintergrunds in den Vordergrund und will die Ausländerbehörde ersuchen, aufenthaltsrechtliche Konsequenzen zu prüfen. In Wahrheit nutzt er die Gelegenheit, um die Polizei als Opfer zu stilisieren. Mit der Rede von „kriminellen Migranten“ soll die breite Debatte über Polizeigewalt und behördlichen Rassismus übertönt werden. Wir lassen uns aber nicht von dem Polizeiproblem ablenken“, so Kliehm abschließend.

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Weitere Rechenzentren kontra Klimabilanz

Die miteinander konkurrierenden Betreiber von Rechenzentren in der Stadt gehen auf Einkaufstour. Dazu erklärt Dominike Pauli, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Der eine Betreiber will die gesamte Struktur im Gewerbepark Osthafen umkrempeln und auch das Neckermann-Gelände in Beschlag nehmen. Der andere sorgt dafür, dass das Rödelheimer Traditionsunternehmen Günter & Co. weichen muss und zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen. Der rasante kapitalgetriebene Boom der Rechenzentren sorgt für nachteilige Begleiterscheinungen. Der Stadt droht dabei, die Strukturordnung abhanden zu kommen. Außerdem verliert sie die Industriearbeitsplätze und die Belange des Klimaschutzes aus den Augen.“

Während die Betreiber munter Fakten schafften, schiebe die Stadtregierung seit Monaten einen Antrag der LINKEN. im Römer von einem Ausschuss auf den anderen und stelle ihn immer wieder zurück. „Ende letzten Jahres hat die Umweltdezernentin Heilig mitgeteilt, dass entgegen der Klimaziele der Stadt der Endenergieverbrauch von 1990 bis 2017 um 0,6 Prozent angestiegen ist. Die Gründe dafür liegen vorwiegend bei der Zunahme von Rechenzentren im Stadtgebiet, die heute schon ein Fünftel des gesamten Strombedarfs der Stadt ausmachen und mehr Strom verbrauchen als alle Haushalte in Frankfurt zusammen. Der durch die zunehmende Zahl an Rechenzentren steigende CO2-Ausstoß ist ein Alarmzeichen für den Klimaschutz“, so Pauli und weiter: „Wir fordern daher die Genehmigung zur Ansiedlung und den Weiterbetrieb von Rechenzentren strikt davon abhängig zu machen, dass die Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien erfolgt.“

Auch in der Abwärme, die durch die ständig mittels elektrischer Energie warm laufenden Hochleistungsrechner entstehe, stecke erhebliches Einsparpotenzial. „Die entstehende Abwärme wird in den meisten Fällen heruntergekühlt, in Teilen genutzt, aber häufig auch einfach verpuffen gelassen. Sinnvoller ist es, sie zur Wärmeversorgung umliegender Liegenschaften zu nutzen oder sie mithilfe von Wärmepumpen in das Fernwärmenetz der Mainova einzuspeisen. Auch da muss die Stadt ran“, so Pauli abschließend.

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Konsequenzen bei der Polizei ziehen!

Zum Polizeiskandal erklärt Martin Kliehm, rechtspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Bereits im Februar 2019 kündigte der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill im Rechtsausschuss an, dass alle Polizeibeamt*in­nen zwingend nur noch ihre eigenen Zugangsdaten benutzen müssen, dass das protokolliert und Verstöße geahndet würden. Jetzt zeigt sich, dass im März 2019 und bis heute mindestens in Wiesbadener Polizeirevieren weiterhin Zugangsdaten geteilt wurden, ohne Konsequenzen für die Beamt*innen. Auch noch nach den Morddrohungen gegen die Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz war es möglich, dass Rechtsextreme über ihre Netzwerke in der Polizei illegal persönliche Daten abfragen konnten. Entweder waren das nur Lippenbekenntnisse von Herrn Bereswill, oder er hat versagt, das hessenweit mit den anderen Polizeipräsidien abzusprechen und umzusetzen.“

Kliehm erklärt: „Die beteiligten Beamt*innen schweigen bis heute. Auch zwei Jahre nach den ersten Morddrohungen aus der Polizei liegen noch keine Ermittlungsergebnisse vor, obwohl damals schnell öffent­lich wurde, dass die Beamtin, die bei der Abfrage am Dienstrechner angemeldet war, auch Beteiligte einer Chatgruppe war, in der hessische Polizisten übelste Nazipropaganda geteilt haben.“

Thematisiert werden müsste auch der Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und Antifeminismus: „Es ist sicher kein Zufall, dass sich die jüngsten der Gruppe „NSU 2.0“ zugeschriebenen Morddrohungen ausschließlich gegen starke, menschenrechtlich, antifaschistisch, politisch engagierte Frauen richten: Seda Basay-Yildiz, Janine Wissler, Martina Renner, Anne Helm, Idil Baydar, Helin Evrim Sommer. Wir müssen uns solidarisieren mit ihnen und diese toxische Männlichkeit bekämpfen!“

„Hohe Erwartungen hatte der Frankfurter Polizeipräsident an die Hessische Ombudsstelle für Polizeibedienstete, bei der Straftaten im Dienst vertraulich angezeigt werden können. Wenn aber die Leiterin des LKA und der zurückgetretene Landespolizei­präsident Anzeige wegen Verlet­zung von Dienstgeheimnissen stellen, weil der Presse nach jahre­langer Untätigkeit Informationen zugespielt wurden, ist etwas mit der Fehlerkultur bei der Hessischen Polizei grund­falsch. Wie ist es um den Schutz von Whistleblowern bestellt, wenn die Dienst­obersten selbst gegen eine öffentliche Aufarbeitung vorgehen?“, fragt Kliehm skeptisch. „Bemerkenswert ist doch auch, dass selbst die scheinbar unbetei­ligten Kolleg*innen wegschauen und Neonazis in ihren eigenen Reihen dulden. Ohne das Schweigen der anderen würden sich die Täter*innen nicht so sicher fühlen, dass sie weiterhin von Dienstrechnern Abfragen machen und von Dienstfaxen Drohungen verschicken. Dieser Korpsgeist muss durchbrochen werden“, so Kliehm weiter.

Auch wenn mit dem Landespolizeipräsidenten ein erstes Bauernopfer gehen musste, sei klar, dass sich der Polizeiskandal noch ausweiten werde und endlich weitreichende Konsequenzen gezogen werden müssten. Kliehm abschließend: „Innenminister Beuth hat den Laden offenbar nicht im Griff. Die Chance, von innen Veränderungen zu errei­chen, hat die Polizei vertan. Es handelt sich ganz offensichtlich nicht um „Einzeltäter“, sondern um ein strukturelles Polizeiproblem. Jetzt ist es an der Zeit, weitere Konsequenzen zu ziehen und echte Reformen zu ergreifen, Kontinuitäten zu brechen. Notfalls wie in Minneapolis und beim KSK. Wir müssen entschlossen gegen Faschisten in Uniform vorgehen. Das bisherige Personal hat jede Vertrauens­würdigkeit verspielt.“

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Zur Sonne! Zur Freiheit! Mit uns dann auch mit freiem Eintritt für alle!

DIE LINKE. im Römer hat heute den Auftakt der Freibadsaison eingeläutet und war mit einer Wasserball-Aktion am Brentanobad. In den kommenden Wochen werden wir alle Freibäder der Stadt aufsuchen und den Schlange stehenden Menschen Wasserbälle zuspielen. Wir wünschen allen schöne Sommerferien und viel Spaß während der Freibadsaison.
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Die Nase läuft, Familienfreundlichkeit nicht

Den SARS-CoV-2-Hygieneempfehlungen des Landes zufolge dürfen Kinder mit Krankheitsanzeichen nicht in die Kita. Die genaue Auslegung dieser Anzeichen obliegt den Einrichtungen. Nun häufen sich Berichte, denen zufolge Kinder mit leichtem Schnupfen nach Hause geschickt werden. Dazu Ayse Dalhoff, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Kaum sind die Kitas wieder geöffnet, ergeben sich neue Herausforderungen, mit denen die Eltern wieder alleine gelassen werden. Für Kinder und Eltern ist es keine gute Lösung, alle möglichen Krankheitssymptome nun als Zeichen für eine Corona-Infektion auszulegen. Die Kinder werden so wieder aus dem Kita-Alltag genommen, obwohl für ihre psychische Gesundheit der Kontakt zu den vertrauten Gesichtern und ein geregelter Alltag immer wichtiger werden. Und Ärzte warnen davor, die Kleinen gar dem unangenehmen Test sinnlos zu unterziehen.“

Vor allem mit Blick auf die Erkältungszeit im Herbst/Winter bräuchte es bessere Lösungen und eine klare Handhabung. Den Kita-Leitungen und den Erzieher*innen könne nicht zugemutet werden, so schwerwiegende Entscheidungen alleine zu treffen. „Wir müssen aufhören, Kinder als Superspreader zu betrachten und dürfen sie nicht weiter mit einem strengeren Maß als Erwachsene messen. Stattdessen sollten wir auf Aufklärung bei den Erzieher*innen setzen, die bislang verunsichert allein gelassen werden. Dazu muss die Bildungsdezernentin Weber für die Kita Frankfurt und für die freien Träger über die Empfehlungen hinaus klare Vorgaben machen und Verantwortung übernehmen, statt sie auf den Schultern von Erzieher*innen und Kita-Leitungen abzuladen. Auf das Land Hessen können wir da nicht warten. Aber, dass man sich auf eine Schwarz-Grüne Bildungspolitik nicht verlassen kann, müsste Frau Weber ja wissen“, so Dalhoff.

In Berlin gäbe es bereits ein Schreiben der Familiensenatorin, welches den Kita-Besuch trotz Schnupfen ohne Fieber ermögliche. Anzeichen für eine Covid-19-Erkrankung würden aufgeführt. Zu Hause bleiben müssten die Kinder dann, bis sie symptomfrei seien, aber ein Attest bräuchten sie nicht mehr. Dalhoff weiter: „Dabei ist mir auch wichtig, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht auf der Strecke bleibt. Viele haben ihre Urlaubs- und Kinder-Krank-Tage schon aufgebraucht. Berufliche und finanzielle Sorgen begleiten nun immer mehr Menschen – vor allem jene, die bereits wenig Einkommen haben. Die sozialen Auswirkungen der Pandemie müssen mit den medizinischen Notwendigkeiten abgewogen werden.“

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Weiter mit Junker, weiter ohne Sozial- und bezahlbare Wohnungen

Die Frankfurter Neue Presse hat den ABG-Geschäftsführer Frank Junker anlässlich seiner Vertragsverlängerung interviewt. Zu dessen Vorstellungen für das stadteigene Wohnbauunternehmen erklärt Eyup Yilmaz, wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Es ist bezeichnend, dass Herr Junker bei der Frage nach bezahlbarem Wohnraum an günstigere Eigentumswohnungen denkt. Immer öfter arbeitet die ABG mit Privatinvestoren und börsennotierten Wohnungsbaugesellschaften wie der Instone Real Estate AG zusammen, um in diesem Segment Profite zu machen, die beim Bau von Sozialwohnungen nicht winken würden.“

Diese Entwicklung gehe völlig am Bedarf in Frankfurt vorbei. „Nach Corona wird es nochmal mehr Sozialwohnungen brauchen als zuvor schon. Das muss die alleinige Stoßrichtung des städtischen Wohnungskonzerns sein. Nicht die Orientierung am hochpreisigen Marktgeschehen, die dem Sozialauftrag der ABG diametral entgegensteht. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft muss wieder zu dem werden, was sie laut ihrer Satzung sein sollte: eine Gesellschaft zur Versorgung mittlerer und unterer Einkommensschichten mit preiswertem Wohnraum“, so Yilmaz weiter.

Das sei mit Blick auf zukünftige Bauvorhaben auch ohne weiteres möglich. Yilmaz: „Wenn die ABG Grundstücke für weniger als 100 Euro pro m² kauft, sollte es in der Josefstadt doch wohl möglich sein, Sozial- und bezahlbare Wohnungen zu bauen.“ Dabei dürften Fehler der Vergangenheit allerdings nicht wiederholt werden. „Im Rebstock baut die ABG in Partnerschaft mit der LBBW auf öffentlichen Grundstücken Eigentums- oder freifinanzierte Wohnungen. Der Anteil an Sozialwohnungen wird als Bollwerk gegen Lärm und Abgase von der Autobahn realisiert. In Nied entstehen in zwei Abschnitten 131 Mietwohnungen, im ersten Abschnitt Nieder Loch wird keine einzige Sozialwohnung gebaut. Die ABG hat bis jetzt in keinem Bebauungsplan die vorgesehene 30 Prozent Quote geförderter Wohnungen erreicht. Die Quote existiert faktisch nur auf dem Papier. Das belegen die ABG-eigenen Berichte“, so Yilmaz.

Auch bei zukünftigen Nachverdichtungen und Aufstockungen dürften Mieter*innen nicht verdrängt werden, wie in der Vergangenheit geschehen. Yilmaz: „Das von Herrn Junker angesprochene Vorzeigeprojekt Platensiedlung hat eine wenig diskutierte Kehrseite. Vor den Aufstockungen lagen die Bestandsmieten in der Platensiedlung bei rund sechs Euro pro m². Die neuen freifinanzierten Wohnungen der ABG beginnen bei 11,50 Euro. Das ist nahezu eine Verdopplung der Bestandsmieten und hat in der Siedlung zu Gentrifizierung geführt.“

Grundsätzlich rede Herr Junker ungern über die Realitäten in dieser Stadt. „Etwa 8.000 Menschen leben in Frankfurt in den Notunterkünften und 10.000 Haushalte warten auf eine Sozialwohnung. Die Bilanz des Sozialwohnungsbaus ist katastrophal. Letztes Jahr hat die ABG nur 45 Sozialwohnungen fertiggestellt, währenddessen tausende aus der Bindung fallen. Wenn die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft die dringend benötigten Sozialwohnungen nicht baut, wer soll es denn dann richten? Es ist nicht Aufgabe der öffentliche Wohnungsbaugesellschaften Eigentumswohnungen und gehobene freifinanzierte Wohnungen zu bauen“, so Yilmaz abschließend.

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Jan Schneider löst Irritationen aus

Zu dem alle erstaunt zurücklassenden Briefreigen des überforderten Multidezernenten in Urlaub, Jan Schneider (CDU), erklärt Michael Müller, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Jan Schneider wird zum Problem für diese Koalition, die sichtlich in Auflösung ist. Dem überforderten Baudezernenten gelingt es nicht, einen Standort für die europäische Schule zu finden. Wenn er jetzt versucht, die Schuld seinen Magistratskolleg*innen in die Schuhe zu schieben, zeigt sich nur sein Unvermögen. Das Nachsehen haben sowohl die Europäische Schule, die Ernst-Reuter-Schule, als auch die Vereine und Verbände, die auf eine Multifunktionshalle warten.“

Wenn jetzt sogar die Parteifreunde im CDU geführten Bundesbildungsministerium Druck ausübten, werde die Sackgasse erkennbar, in die sich Jan Schneider manövriert hat. „Der Dezernent muss Lösungen liefern, aber damit hat er seine Probleme. Die Liste der unerledigten Aufgaben wird immer länger. Kein Toilettenkonzept, keine Lösung für den Paradieshof, kaum Nutzung von Vorkaufsrechten und jetzt kein Standort für die Europäische Schule. Das sind nur einige wenige Beispiele, die zeigen, dass Jan Schneider eine Fehlbesetzung war und ist“, so Müller.

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Unsägliches Vorgehen am Alten Flugplatz

Zur erneuten Eskalation in der Flüchtlingsunterkunft am Alten Flugplatz am Wochenende erklärt Merve Ayyildiz, integrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Römer:

„Es ist unsäglich wie die Stadt Frankfurt mit den Menschen in der Flüchtlingsunterkunft am Alten Flugplatz umgeht. Die lange Kette an Vorkommnissen der vergangenen Tage und Wochen treibt einem die Zornesröte ins Gesicht. Ohne den Protest der Betroffenen wären die lebensgefährlichen Zustände in der Unterkunft gar nicht erst öffentlich geworden. Dafür aber werden die Menschen abgestraft, verunsichert und retraumatisiert.“

Die Situation sei am Wochenende derart eskaliert, dass die Mitarbeiter*innen des zuständigen Trägers die Verantwortung nicht weiter tragen wollten und die Einrichtung verlassen haben. Übernommen habe der Leiter der städtischen Stabsstelle für die Unterbringung von Geflüchteten. „Anstatt mit den Bewohner*innen zu reden und die Situation zu erklären, wurde durch das Abstellen der Stromversorgung und massiver Polizeipräsenz die Kooperationsbereitschaft erpresst. Einzelne hatten Panikattacken. Aus Angst darüber, dass ihnen jetzt auch noch der letzte Rest selbstbestimmten Lebens genommen wird: die Möglichkeit, sich und ihren Kindern etwas zu essen zuzubereiten. Die Menschen wollen keinen Konflikt, sie wollen nur leben können wie alle anderen auch. Begegnet wird ihnen von Seiten der Sozialdezernentin, Daniela Birkenfeld (CDU), mit einer sozialen Kälte, die am Wochenende vor Ort regelrecht spürbar war“, so Ayyildiz weiter.

Dabei habe die Stadt die schlimmen Zustände am Alten Flugplatz und in der Flüchtlingsunterbringung insgesamt zu verantworten, nicht die Betroffenen. „Auf jedem Jahrmarkt dieser Stadt wird die Stromversorgung sichergestellt, ohne große Vorkehrungen treffen zu müssen. Mir kann niemand erzählen, dass es unmöglich ist, vor Ort übergangsweise sichere, oberirdische Kabelverbindungen zu verlegen“, so Ayyildiz. Die Unterbringung im Naturschutzgebiet sei für drei Jahre bestimmt gewesen. Im laufenden fünften Jahr nun kämen die Unterkünfte merklich an ihren Zenit. Neben dem Problem der Stromversorgung gebe es auch undichte Dächer, abgenutzte Sanitäreinrichtungen bis hin zu Schimmelbefall.

Ayyildiz abschließend: „Diese schlimmen Zustände sind auch nicht nur auf die Unterkunft am Alten Flugplatz beschränkt. Vielmehr ist das die augenscheinlich gewollte Realität in fast allen Flüchtlingsunterkünften und auch in den eingesetzten Hotelzimmern. In 2015 und danach wurden in einem Kraftakt zahlreiche Unterkünfte aus dem Boden gestampft. Seitdem ist leider nichts weiter passiert. Die Dezernentin hätte zusammen mit ihren zuständigen Magistratskollegen Josef und Schneider längst ein Wohnbauprogramm für Geflüchtete auflegen müssen. So drängt sich der Eindruck auf, den Geflüchteten soll jede Zukunftsperspektive geraubt werden.“

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Wir brauchen Dialog statt Ausgrenzung im Bahnhofsviertel!

Das Hausprojekt Nika in der Niddastraße im Bahnhofsviertel teilt mit, am 27. Juni per E-Mail vom Präventionsrat der Stadt Frankfurt aufgefordert worden zu sein, Menschen zu vertreiben, die sich vor dem Haus im öffentlichen Raum aufhalten. Martin Kliehm, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Römer, dazu: „Die öffentlichen Stellen greifen im Bahnhofsviertel zu immer härteren und nicht nachvollziehbaren Maßnahmen. Dahinter steht das Ziel, drogennutzende, wohnungslose und arme Menschen zu kriminalisieren und zu vertreiben. Das allein ist schon schlimm genug. Zusätzlich zu massiver Polizeipräsenz geht die Stadt jetzt noch einen Schritt weiter und versucht, die Hauseigentümer*innen gegen Menschen auszuspielen!“

Der Ordnungsdezernent Markus Frank ließe nichts unversucht, um die Menschen im Bahnhofsviertel unter Druck zu setzen und missbraucht nun sogar den Präventionsrat für seine Anliegen. Kliehm weiter: „Statt an den Ursachen den Ursachen anzusetzen und die Konsumräume wie in Zürich für alle zugänglich zu machen, wird auf Androhung von strafrechtlichen Maßnahmen gegenüber dem Nika und auf Repression gesetzt. Dass in Frankfurt Menschen im öffentlichen Raum leben müssen, ist nicht die Ursache, sondern das Symptom! Und die Ursache ignoriert die Stadtregierung seit Jahren und beschwört mit einer übertriebenen Polizeipräsenz weitere Konflikte herauf.“

Die Menschen im Bahnhofsviertel gegeneinander auszuspielen sei der falsche Weg. Die Bewohner*innen des Nika haben der Stadt in einem offenen Brief geantwortet. Darin machen sie deutlich, dass Repression und Verdrängung lediglich zu weiterer Ausgrenzung führt. „Diese zu verhindern und die sozialen Probleme, die dahinter stehen, zu lösen, ist unsere Aufgabe als Stadtverordnete! Den Vorschlag zum offenen Dialog über ein solidarisches Zusammenleben im Bahnhofsviertel begrüßen wir“, so Kliehm abschließend.

 

Der Offene Brief des Nika ist unter folgendem Link zu finden: https://www.nika.haus/wp-content/uploads/2020/07/Offener-Brief-zum-Bahnhofsviertel.pdf

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