Am 27. Juni gegen 20:15 Uhr wurden mindestens 22 migrantisierte Jugendliche von unterschiedlichen Orten des Bahnhofsviertels von der Frankfurter Polizei zusammengetrieben und an der Rolltreppe am Kaisersack an den Pranger gestellt. Von der rassistischen Kontrolle gibt es Videoaufnahmen. Daniela Mehler-Würzbach, Stadtverordnete der Fraktion Die Linke im Römer, erklärt dazu:
„Was am Frankfurter Hauptbahnhof passiert ist, macht unfassbar wütend. Da wurden über 20 Jugendliche mit nicht-weißem Aussehen rausgezogen, aufgereiht wie Figuren auf einem Schachbrett – mitten im Bahnhofsviertel, vor aller Augen. Ohne konkreten Grund. Einfach, weil sie ‚nicht deutsch genug‘ aussahen. Das ist keine ‚verdachtsunabhängige Personenkontrolle‘ – wie die Polizei ständig behauptet – sondern Racial Profiling. Dabei handelt es sich um eine menschenrechtswidrige Praxis, die Menschen aufgrund ihres Aussehens diskriminiert und unter Generalverdacht stellt. Und das müssen wir sagen dürfen, ohne dass sofort die große Verteidigungsmauer der Polizei hochgezogen wird. Wer einmal durchs Bahnhofsviertel läuft, weiß: Das war kein Einzelfall. Das passiert ständig. Nur diesmal waren Kameras dabei.“
Junge migrantisierte Menschen kämpfen täglich mit struktureller Diskriminierung. Mehler-Würzbach konstatiert: „Wenn junge Menschen schon in der Kindheit lernen: Du wirst anders behandelt, weil du anders aussiehst, dann läuft in diesem Land etwas gewaltig schief. In der Schule werden sie schneller abgeschrieben, auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt und bei der Jobsuche oft nicht einmal eingeladen. Wenn dann auch noch die Polizei sie pauschal verdächtigt, ist das eine gewaltvolle Zuspitzung systematischer Ausgrenzung.“
Mehler-Würzbach abschließend: „Rassismus in Uniform ist real – und er muss benannt werden. Schluss mit den Ausreden. Denn wer nur ‚nach Auffälligkeit‘ kontrolliert, sollte sich fragen, warum ‚Auffälligkeit‘ immer wieder Hautfarbe meint. Wir stehen an der Seite der Jugendlichen, die da öffentlich bloßgestellt wurden. Sie verdienen Respekt, keine Schikane. Und wir sagen es laut: Nicht die Betroffenen übertreiben – sondern die Behörden verharmlosen. Wir brauchen klare Konsequenzen: Solche rassistischen Kontrollen müssen ein Ende haben. Es braucht endlich unabhängige Beschwerdestellen.“