Rechenzentren sind keine Chance

Anlässlich einer Studie, die die regionalökonomische Bedeutung von Rechenzentren in Frankfurt und der Rhein-Main-Region einschätzt, äußert sich Daniela Mehler-Würzbach, klimapolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Römer:

„Rechenzentren sind Riesenstromfresser, verbrauchen viel Fläche und schaffen kaum Arbeitsplätze. Ihre Betreiber sind oft internationale Unternehmen, die in ihre Geschäftsbeziehungen keinen Einblick lassen. Dass die Frankfurter Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) keine Probleme mit dieser Branche hat und sie als Chance bezeichnet, ist zutiefst besorgniserregend. In Frankfurt sehen wir derzeit Netzengpässe und Anschlussverzögerungen. Faktisch haben sich die Rechenzentrumsbetreiber schon heute sämtliche Stromkapazitäten, die irgendwie in Frankfurt zu kriegen sind, gesichert. Dabei sind die Rechenzentren bei Weitem nicht die einzigen, die Strom benötigen: Auch für die Wärmewende in Frankfurt wird Strom gebraucht – und hier erleben wir jetzt schon, wie die fehlende Anschlusskapazität zielführende Projekte wie Großwärmepumpen verunmöglicht.“

Das Rechenzentrum FRA7 wurde beim Spatenstich noch gefeiert, als Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit durch Abwärmenutzung. Knapp ein Jahr später habe das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Energieversorger EON verkündet, um für den weiteren Ausbau gasbetriebene Generatoren zu nutzen. Mehler-Würzbach weiter: „Die Stadt muss sich ehrlich machen: Die steigende Stromnachfrage der Rechenzentren steht in direkter Konkurrenz zur klimaneutralen Stadtentwicklung. Wenn Frau Wüst die Klimaziele der Stadt über Bord werfen will, dann sind Rechenzentren in der Tat kein Problem.“

Es gebe noch weitere Probleme mit dem Zubau weiterer Rechenzentren, vom fehlenden Konzept für die Nutzung von Abwärme bis hin zur Frage, wer den kostenintensiven Netzausbau für den Stromhunger der Rechenzentren denn bezahlen wird.

Mehler-Würzbach abschließend: „Es stellt sich die Frage: Welchen Preis zahlen Gesellschaft und Endkonsument*innen dafür? Schon jetzt steht fast ein Drittel aller in Deutschland angesiedelten Rechenzentren in Frankfurt. Das reicht. Wir fordern ein Verbot von Neuzulassungen von Rechenzentren in Frankfurt. Zwei Beispiele wie es besser geht: Dublin lässt keine neuen Anschlüsse bereitstellen, in Singapur gab es ein Stopp von Neuzulassungen zwischen 2019 und 2022, mittlerweile gibt es sehr strenge Auflagen an die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Rechenzentren sind keine Chance. Im Gegenteil: Wir haben ein Problem.“

Dieser Beitrag wurde unter Presse abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
Nach oben