Rede während der 42. Plenarsitzung am 3. Juli 2025
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
sehr geehrte Damen und Herren!
Einsamkeit ist keine Frage des Alters und ein sehr wichtiges Thema. Ein aktueller Bericht der WHO schätzt, dass einer von drei älteren Menschen sozial isoliert ist. Der Bericht besagt aber auch, dass einer von vier Heranwachsenden von sozialer Isolation betroffen ist. Diesen Aspekt dürfen wir nicht vergessen. Unsere Kinder vereinsamen zusehends, trotz oder gerade aufgrund der modernen Kommunikationsmittel. Hunderte Follower oder für uns Ältere Facebook‑Bekannte, aber keine richtigen Freunde. Dieser Trend wurde auch durch die Coronapandemie und die erzwungene Isolation der Kinder und Jugendlichen extrem verschärft. Die Studie „Extrem einsam?“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bei der Jugendliche zum Thema befragt wurden, kommt zu wirklich beklemmenden Ergebnissen. 55 Prozent der Befragten fühlen sich manchmal oder immer einsam. Besonders junge Menschen, die finanziellem Druck ausgesetzt sind, bereits eigene Kinder oder eine Migrationsgeschichte haben, sind von Einsamkeit betroffen. Das hat schwerwiegende Folgen für die Kinder und Jugendlichen, für ihre Gesundheit und ihre Zukunft. Einsamkeit ist Stress – mit den psychischen Folgen von Panikattacken und Depressionen und einer höheren schulischen Belastung. Ich weiß, wovon ich spreche, ich arbeite in der Familienhilfe und habe täglich damit zu tun.
Aber es hat auch Folgen für unsere Demokratie. Denn die Studie kommt ebenso zu dem Ergebnis, dass diejenigen Jugendlichen aus der Befragung, die aufgrund ihrer Antworten als einsam gelten, häufiger Verschwörungstheorien und autoritären Haltungen zustimmen sowie politische Gewalt billigen als die Nicht-Einsamen. Und hier dürfen wir als Gesellschaft nicht versagen. Kinder und Jugendliche benötigen ebenso Angebote und Projekte, um sie aus der Einsamkeit zu holen. Das Thema muss präsenter werden – in den Schulen, bei Lehrerinnen und Lehrern, den Eltern und den Familien. Aber hier braucht es Multiplikatoren. Wir dürfen nicht zusehen, wie unsere Kinder alleine vor ihren Bildschirmen abdriften und durch Algorithmen in Parallelwelten gezogen werden. Im Gegensatz benennt die Studie übrigens, dass die jungen Menschen soziale Räume als Wohlfühlorte benötigen, mit der Möglichkeit der Mitgestaltung, digital und vor Ort, damit Jugendliche sich gehört fühlen und sich demokratisch beteiligen können. Ich wüsste da schon einmal eine Sache, die in diese Richtung geht und seit über einem Jahr ihre Umsetzung wartet: Beschließen Sie endlich, liebe FDP, das geplante Kinder- und Jugendparlament.
Vielen Dank!