Gegen die Privatisierung der Klinikapotheke Höchst

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,

CDU und Grüne wollen die Krankenhausapotheke Höchst an einen privaten Dienstleister vergeben. Wir LINKE sind dagegen, weil wir die Einrichtung für zu wichtig halten.

Warum ist die Apotheke wichtig?

Das Krankenhaus Höchst ist Haus der Maximalversorgung. Deshalb braucht es eine  eigene und leistungsfähige Apotheke, wie fast alle Vollversorger in Deutschland. Etliche Medikamente, zum Beispiel bei der Krebsbehandlung, können nicht fertig gekauft sondern müssen für jeden Patienten einzeln hergestellt werden. Ohne eigene Apotheke, müssen die Arzneien von einem externen Anbieter bestellt und geliefert werden. Patient*innen können dann nicht mehr sicher an einem Tag diagnostiziert und behandelt werden, sondern müssen bis zu vier Mal in die Klinik kommen. Das ist besonders für kranke Menschen, eine sehr schwere Belastung.

Auch die Zertifizierung für onkologische Bereiche könnte in Gefahr sein. Viele Studien und Fachleute, z.B. die  Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (ADKÄ), betonen zunehmend, wie wichtig eine Krankenhausapotheke ist, auch weil es immer wieder Lieferengpässe gibt. Besonders die  Skandale rund um Herstellung und Verkauf von Zytostatika unterstreichen, die Bedeutung der Kompetenz zur Herstellung von Medikamenten.

Apotheken werden auch immer wichtiger, weil moderne Klinikkonzepte ihre Rolle viel mehr in den Fokus rücken. Zum Beispiel das von der Bundesregierung begleitete  Projekt „Apotheker auf Station“. Dazu schreibt der Gesundheitsdezernent in einer Antwort auf unsere entsprechende Anfrage, dass die Ausweitung einer solchen pharmazeutischen Leistung unter den Gegebenheiten unrealistisch sei. Das Argument sollte sich eigentlich mit dem Umzug in den Neubau erledigen.

Das Potential, dass in diesem Projekt steckt, ist Ihnen gleichgültig, meine Damen und Herren von CDU und den Grünen,  oder Sie sehen es nicht. Klinische Apotheker auf Stationen würden die Patienten- und Arzneimittelsicherheit enorm verbessern und darüber hinaus Ärzt*innen und Pfleger*innen erheblich entlasten. Ein solches Angebot wäre ein Standortvorteil für das Krankenhaus Höchst.

Zur  Bedeutung von Krankenhausapotheken hier ein Zitat aus der Publikation Health & Care vom 6.3.2018 aus einer Befragung von 500 deutschen Krankenhäusern: „Hervor geht daraus, daß die Arzneimittelsicherheit immer stärker in den Fokus des medizinischen Versorgungsauftrages rückt. Dadurch wird die Rolle der Apotheke weiter aufgewertet: Vom Beschaffer und Verteiler von Arzneimitteln hin zum Garanten für eine risikofreie Patientenversorgung“. Sie von CDU und Grünen wollen jetzt das Gegenteil!

Warum soll die Krankenhausapotheke in Höchst geschlossen werden?

Krankenhäuser werden in Deutschland nicht ausreichend  finanziert und verursachen Zusatzkosten. Für Höchst waren das mal 12 aber auch mal 4 Millionen, inklusive immenser Energie- und Erhaltungskosten für den maroden Altbau. CDU und Grüne verlangen aber, dass sich ein Krankenhaus mindestens selbst trägt, aber besser noch Gewinn erzielt.

Interessant ist, dass Sie, meine Damen und Herren von der CDU und den Grünen, Kosten bei Feuerwehr oder Schulen oder städtische Bühnen akzeptieren, aber ausgerechnet bei  einer Institution wie einem Krankenhaus  nicht. Der Gesundheitsdezernent will jetzt sparen, und  die hauseigene Apotheke privatisieren. Seine Argumente sind die gleichen, die wir seit Jahren von Privatisierungsprofis hören: Billiger und besser.

Billiger geht immer auf Kosten des Personals. Aber Ihnen egal. Und genau wie in vielen früheren Fällen, funktioniert das dann doch nicht. Weder besser, noch zuverlässiger noch billiger und schon gar nicht alles drei zusammen. Und: Warum, glauben Sie, übernimmt ein Phamalieferant diesen Auftrag gerne? Weil es ein sicheres Geschäft ist, weil viel Geld mit den 3 Häusern verdient werden kann. Ist es nicht genug der Familie Rethmann die Hälfte der Gewinne der FES in den Rachen zu werfen?  Möchten Sie jetzt noch einen solchen Irrweg gehen?

Wie lässt sich die Apotheke erhalten?

Die Apotheke muss bei den weiteren Planungen des Klinikum-Neubaus berücksichtigt werden. Das heißt: ausreichend Personal, Ausstattung und Räumlichkeiten. Die Verbundskliniken in Bad Soden und Hofheim haben ein viel geringeres Leistungsspektrum und könnten in Zukunft von Höchst mitversorgt werden. Dazu haben Sie, Herr Meyer, gesagt, das rechne sich mangels Masse nicht. Die Berechnungen dazu möchte ich gerne mal sehen. Genauso wie die Patient*innenbefragung über die angebliche Zufriedenheit mit der neuen Küche. Denn in zahlreichen Gesprächen mit Beschäftigten höre ich immer wieder, dass es mit der Auslagerung von Küche und Zentrallager große Probleme gibt: z.B. extreme Lieferschwierigkeiten bei alltäglichen Verbrauchsmitteln wie Handschuhen und Blutabnahmeröhrchen. Vielleicht sollten Sie, Herr Meyer, mal mehr mit den Beschäftigten selbst reden und nicht nur mit Geschäftsführung und einschlägigen Beratern.

Die Apotheke im Klinikum Höchst erhalten und zukunftsfähig gestalten! â€‹

Manche falsche Entscheidung  haben fatale Langzeitwirkungen: z.B. die vom grünen Dezernenten Tom Königs, das Frankfurter Immobilien-Tafelsilber zu verscherbeln. Und heute sucht die Stadt verzweifelt nach Grundstücken für Wohnungs- und Schulbau. Meine Damen und Herren von der SPD: Stimmen Sie für unseren Antrag auf Erhalt. Streiten Sie in der Koalition und im Aufsichtsrat für die Erhaltung der Apotheke.

Die Vergabe der Apothekenleistungen der MTK Kliniken endet am 30.06.2022. Zeit genug für Höchst , sich vorzubereiten. Also, meine Damen und Herren:  Krankenhausapotheke planen, investieren, sich Know-how holen, vor allem aus der Klinik selbst. Lösen Sie keine gut funktionierende Strukturen auf, um sie durch die schlechteren der Main-Taunus-Kliniken zu ersetzen. Ansonsten ist der Neubau schon bei Bezug eine leere Hülle, und der Standort Höchst, der den Klinikverbund deutlich stärker finanziert, pleite. Das wollen wir LINKE nicht! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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