Letzten Samstag, den 6. September 2025, waren wir mit vielen Interessierten auf einem feministischen Stadtrundgang unter dem Motto „Flanieren, Forschen, Fordern“ im Gallus unterwegs. Daniela Mehler-Würzbach, mobilitätspolitische Sprecherin der Linksfraktion, und Janina Albrecht, Mobilitätsdesignerin, kritisierten aus feministischer Perspektive die Gestaltung von öffentlichem Raum und Verkehrsinfrastruktur. Denn der öffentliche Raum ist nicht neutral, er ist Ausdruck von Machtverhältnissen. Planung war lange an den Wegen erwerbstätiger Männer in der autogerechten Stadt orientiert, die Bedürfnisse von Sorgearbeitenden, Kindern und älteren Menschen kamen kaum vor. Eine feministische Stadt hingegen stellt Fürsorge ins Zentrum. Gebaut wird für uns alle.
An der Galluswarte stand die nicht vorhandene Barrierefreiheit im Fokus: Seit 1972 fehlt ein Aufzug und auch aktuell ist die Rolltreppe kaputt. E-Scooter stehen oft im Weg, die Unterführung ist schlecht beleuchtet und dreckig, die Kreuzung wirkt unübersichtlich und chaotisch.
Auf der Frankenallee wurde viel begutachtet: positiv der Grünstreifen mit Sitzgelegenheiten, auffällig die vielen Poller, gefährlich die Elterntaxis und stressig das Radfahren zwischen den parkenden Autos. Die Neuordnung des ruhenden Verkehrs auf der Schwalbacher Straße wurde diskutiert wie auch die Umzäunung des Spielplatzes auf der Quäkerwiese. Eine Teilnehmerin erzählte, dass sie im Gallus aufgewachsen sei und die Wiese früher ohne Zaun für alle viel zugänglicher gewesen sei. Eine große Frage unter allen: Wie machen wir unseren öffentlichen Raum kindgerecht?
An der vielbefahrenen und luftverschmutzten Mainzer Landstraße wurde kritisiert, dass es zu wenig Querverbindungen zwischen den Straßenseiten gibt, was Alltagswege erschwert. Viele Menschen gehen einfach über die Straße, weil die Ampeln zu weit weg sind. Abschließend waren wir auf dem Gustavsburgplatz, wo durch die Forderungen von Eltern für Kinder Straßenraum zu Spielraum wurde – allerdings noch immer voll versiegelt und kaum umgestaltet.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für ihre Alltagsbeobachtungen und ihren Willen, mit uns gemeinsam Räume neu zu denken.