Der Zoo ist auch die größte Bildungseinrichtung in unserer Stadt

36. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am 26. September 2019

Tagesordnungspunkt 6: Fernwärme für den Frankfurter Zoo

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Vielen Dank, Frau Busch! Der nächste Redner ist Herr Kliehm für die LINKE. Bitte schön!

Stadtverordneter Martin Kliehm, LINKE.:

Im Voraus schon einmal Entschuldigung an die Stadtverordnetenvorsteherin, aber Leute, ihr wollt uns ja wohl verarschen hier. Wir reden über die Fernwärme vom Zoo in der Stadtverordnetenversammlung. Eure Pressekonferenz zu eurer Nauheimer Konferenz 2 war die Tage. Das hier ist die Stadtverordnetenversammlung, und ich finde es respektlos, diese Stadtverordnetenversammlung und das Redepult dreimal in Folge zu missbrauchen, um hier eine bessere Pressekonferenz abzuhalten.

(Beifall)

Im Übrigen finde ich es auch verlogen, wenn sich jetzt viele hier hinstellen und sagen, ja, einerseits ist Klimanotstand, wie DIE LINKE es seit Mai fordert, wollen wir ihn nicht ausrufen, aber ihr macht eigentlich genau das Gleiche. In unserem Antrag steht drin, die Stadt Frankfurt ruft den Klimanotstand aus, die Maßnahmen reichen nicht aus und deswegen sollen bei allen Entscheidungen, die hier gefällt werden, die Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt werden. Das ist genau das, was Ursula auf der Heide gesagt hat, aber wenn wir so einen Antrag stellen, dann heißt es, das ist ja nur ein Symbolantrag und das können wir nie machen. Wir machen keine Symbolpolitik und ihr macht jetzt genau das Gleiche, nur darauf hättet ihr auch im Mai schon kommen können.

In unserem Antrag steht aber noch viel mehr, Klimaschutzplan anpassen. Jetzt auf einmal kommt ihr an und umarmt Fridays for Future. Das reicht aber nicht. Jetzt werde ich als erster Redner mal auf den Zoo zurückkommen, um den es nämlich eigentlich geht, denn er hat auch etwas mit dem Klima zu tun. Wir haben nämlich auch vorgestern von Dr. Ina Hartwig und dem Zoodirektor die Konzeptstudie „Zookunft 2030+“ vorgestellt bekommen, dass dieser 160 Jahre alte Zoo – ihr habt es erkannt, er liegt mitten in der Stadt und hat ein sehr unausgewogenes Klimakonzept -, endlich modernisiert werden soll. Mehr als die Hälfte der Gebäude sind noch aus der Zeit von Grzimek, manche sogar noch älter. Wer zur Besichtigung dort war, hat gesehen, da sind noch teilweise Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Das ist weder als Arbeitsstätte noch für eine artgerechte Haltung geeignet.

Aber, und da kommen wir zu Fridays for Future, der Zoo ist auch die größte Bildungseinrichtung in unserer Stadt. Kinder können hier die Faszination und den Respekt für die Vielfalt unseres Lebens auf dem Planeten erfahren und die Zusammenhänge komplexer Ökosysteme lernen, und das noch viel mehr in der Zukunft, wenn wir das finanziell beschließen. Dazu dienen die in der Konzeptstudie beschriebenen Hallen für Amazonien und Afrika, für die neutropische Region, den Kongo und die Savanne sowie das Conservation Center.

Aber selbstverständlich muss ein nachhaltiges Konzept für einen modernen Zoo auch eine nachhaltige Energieversorgung beinhalten. Man kann nicht den Kindern etwas über Amazonien beibringen und das Ganze mit Braunkohle beheizen, das ist nicht zu vermitteln. Es ist also konsequent, dass im Zuge dessen auch ein modernes Energiekonzept gefunden wird, dass der Zoo an die Fernwärme und Fernkühlung angeschlossen wird, zumal das ein wichtiger Schritt für die Erschließung des Ostends mit Fernwärme ist. Das heißt, es hat noch einen Effekt über den Zoo hinaus.

Es ist auch wichtig, dass dort zum einen diese Erlebnisräume geschaffen werden mit Amazonien, dass man zum anderen aber auch direkt erleben kann, was es bedeutet, dass man sieht, welche Vielfalt dort herrscht, dass man ein Gefühl dafür entwickelt, was es bedeutet, wenn derzeit ich weiß nicht wie viele Brände im Amazonas-Wald herrschen. Es ist wichtig, bei den Kindern dort anzufangen.

Ich erinnere mich, ich war mit der Grundschule im Zoo, wir haben dort einen Malwettbewerb gehabt. Ich habe den Preis in meiner Altersklasse gewonnen und ein Buch von Dr. Faust bekommen.

(Beifall)

Grzimek war gerade weg. Es gab ein Buch von Dr. Faust, und jeder und jede von uns hat nach diesem Zoobesuch sein Lieblingstier gemalt. Das hat eine emotionale Verbindung zu diesem Tier, zu diesem Zoo geschaffen, und deswegen ist es so wichtig, auf dieser emotionalen Ebene eben auch anzuknüpfen und den Kindern zu vermitteln, was diese Vielfalt an Tieren bedeutet. Denn diese Welt braucht diese kleinen Schützer des Amazonasgebiets, der Savanne, des Kongos und des Klimas auf der Erde, denn die Erwachsenen kriegen es ja offenbar nicht hin.

Es hat so lange gedauert, jetzt müsst ihr aber auch tun, was ihr in diesem Antrag sagt. Wir müssen in Zukunft all unsere Dinge, die wir in Frankfurt unternehmen, unter diesem Klimaaspekt betrachten, sonst wird das nichts mehr mit der Zukunft unserer Kinder.

Vielen Dank!

(Beifall)

Hier können Sie die Rede als PDF-Datei herunterladen.

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