„Denkmal der Grauen Busse“ nach Frankfurt holen ist sehr nötig und der richtige Zeitpunkt

4. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am 16. Juni 2016

TO 13: Das „Denkmal der Grauen Busse“ nach Frankfurt holen

Stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin

Dr. Renate Wolter-Brandecker:

Danke schön, Frau David! Die nächste Rednerin ist Frau Pauli von der LINKE-Fraktion. Bitte schön!

Stadtverordnete Dominike Pauli, LINKE.:

Sehr geehrte Frau Vorsteherin,

sehr geehrte Damen und Herren!

Herr Professor Semmelroth, Sie haben eine sehr bewegende Rede gehalten. Sie haben sicher gemerkt, auch wir LINKE haben Ihnen Beifall gespendet. Wir können Ihnen nur folgen. Ihre Rede hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns gerade in dieser Zeit mit diesem Thema beschäftigen und dass wir uns immer wieder vergegenwärtigen, wohin bestimmte Gedankenbilder führen können, wohin nationalistisches, gar völkisches, gar ausgrenzendes Denken führen kann und was die Konsequenzen sein können. Ich glaube, in dieser Zeit, da am rechten Rand unserer politischen Landschaft wieder ungute Dinge größer werden, ist das Zeigen dieses Kunstwerkes in Frankfurt genau das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt. Die Worte, die meine Vorrednerinnen und Vorredner heute gefunden haben, um das zu begründen und auch um ihre persönliche Situation, ihr persönliches Empfinden angesichts dieses Themenkreises klar zu machen, hat uns alle bewegt. Ich bedanke mich bei Ihnen dafür und glaube, das ist sehr nötig und der richtige Zeitpunkt dafür.

(Beifall)

Da meine Vorrednerinnen und Vorredner schon fast alles gesagt haben, was ich auch sagen wollte, will ich nur einen Punkt des Kollegen Emmerling noch ein bisschen ausführen, und zwar was das Wirken der beiden Personen Dr. Ritter und Eva Justin im Gesundheitsamt Frankfurt anbelangt. Ihrem Antrag ist zu entnehmen, dass es eine Planungsgruppe geben wird, die unter anderem ein medizinisches-historisches Rahmenprogramm erarbeiten soll. Das Schlimme an der Sache Ritter und Justin ist nicht nur, dass sie sozusagen ihre Karrieren nahtlos nach 1945 im Gesundheitsamt weiter betreiben konnten, sondern dass diese beiden Personen, die in den Dreißiger- und Vierzigerjahren als Mitarbeiter des rassehygienischen und bevölkerungsbiologischen Amtes dafür da waren, in ganz Deutschland alle Sinti und Roma zu erfassen und sie genealogisch und anthropologisch zu untersuchen, sprich zu vermessen und zu registrieren, nach 1945 im Gesundheitsamt, sie als Psychologin und er als Arzt, ausgerechnet als Gutachter für Sinti und Roma tätig waren, die Anträge auf Wiedergutmachung gestellt haben.

Das ist fürchterlich und ich denke, dass jetzt vielleicht der geeignete Zeitpunkt wäre, um im Rahmen dieser Ausstellung und dieser Planungsgruppe diese Sache endlich einmal ordentlich aufzubereiten und gründlich darzustellen. Das würde uns allen sehr gut zu Gesicht stehen. Dafür möchte ich werben, dass Sie das in Angriff nehmen. Dem Antrag werden wir natürlich zustimmen.

Ich danke Ihnen!

(Beifall)

Hier können Sie die Rede als PDF-Datei herunterladen.

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